Ein Kaufhaus, das später zum Rathaus wurde

Als "schenstes Städtle weit on breit em Schwobaland" wird Besigheim gerne bezeichnet. Vielmals gemalt, liegt die mittelalterliche Altstadt mit engen Gassen und Winkeln auf einem Bergsporn, der ursprünglich an drei Seiten von Neckar und Enz umschlossen war. Von der Enzbrücke aus bietet sich die langgezogene Silhouette der Stadt besonders eindrucksvoll als eine unregelmäßige, aber harmonische Abfolge von Giebeln, Wänden und Dächern dar.

Eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt ist sicherlich das Rathaus. Es wurde 1459 zunächst als Kaufhaus mit Fronwaage, Gerichtslaube und Fruchtkasten errichtet. Zu Rathausehren kam das Gebäude erst viele Jahre später. Im Erdgeschoss des Rathauses sind römische Reliefplatten mit Szenen aus dem Mithras-Kult eingemauert. Im zweiten Stock befinden sich bemalte Stein- und Bohlenwände von 1571 und Stuckdecken aus der Zeit um 1750. Die erste Uhr an der Fassade des hochgiebeligen Rathauses wurde im 17. Jahrhundert erwähnt. Die Baugenehmigung für das Haus erteilte übrigens Markgraf Karl von Baden. Ein Zeichen dafür, dass Besigheim nicht immer schwäbisch war. Im 16. Jahrhundert war die Stadt lange Zeit die umkämpfte letzte badische Besitzung in umittelbarer Nähe Ludwigsburgs. Das badische Wappen auf dem alemannischen Marktbrunnen erinnert noch an diese Zeit.

Ebenfalls am Marktplatz befindet sich das pittoreske Dreigiebelhaus, das den Anschein erweckt, als schlummere es im Märchentraum. Es wurde 1486 bis 1501 von drei Besitzern erbaut. Das Dreigiebelhaus ist eines der ältesten Fachwerkhäuser der Stadt und in ganz Baden-Württemberg. Es besitzt drei Gewölbekeller und einen kleinen Vorkeller. Ab 1610 wurde es von dann nur noch einem Besitzer zum jetzigen Ensemble umgebaut. Dieser richtete im Erdgeschoss einen Kaufladen mit Klappladen ein.